Montag, 18 November 2019 17:50

    Trennungsstress - Trennungsangst

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    Kuno Juli 2014 006 Die trennungsbedingte Angststörung ist eine massive Form des Trennungsstresses bei Hunden. Meist handelt es sich hierbei um eher ängstliche, unsichere Hunde, die sich zu stark an ihren Menschen, ihre Bezugsperson gebunden haben. Häufig findet man solch starke Bindungen bei handaufgezogenen Hunden oder Hunden, die zu früh von der Mutter getrennt wurden  und sich nicht natürlich abnabeln  konnten. Der Mensch ist dann Mutterersatz und der Hund muss sich auch von diesem zur rechten Zeit abnabeln, um ein gesundes Maß an Selbständigkeit entwickeln zu können. Weitere Beispiele finden wir oft unter ausgesetzten oder anderweitig früh traumatisierten Hunden. Natürlich kann ich jeden Welpen, insbesondere „wesensschwächere“ Tiere, zu sehr an mich binden und so von mir abhängig machen.

    Zudem fördert der Mensch oft die Bereitschaft solcher Hunde zu einer zu starken Bindung an sich, wenn auch oft nicht willentlich oder bewusst. „Arme“, verschreckte, traumatisierte, unsichere Hundewichte bieten sich für den fürsorglichen, mitfühlenden Menschen regelrecht an besonders umsorgt und zu werden. Man hat nur das Beste im Sinne und möchte, dass es dem Hund ab nun nur mehr gut geht. Man will ihn beschützen und ihm jede weitere negative Erfahrung ersparen. Am liebsten möchte man ihn alles Schlimme in seinem Leben vergessen machen. Imgrunde spricht dieses Verhalten für den Menschen, aber nicht immer tut man dem Tier etwas Gutes. Denn der Hund wird mehr und mehr abhängig von seinem Menschen und das ist für seine innere Stabilität und Sicherheit nicht förderlich. Der Hund bezieht dann seine Stabilität und soziale Sicherheit zum Großteil über die Nähe zu seinem Menschen. Was aber wenn dieser dann nicht zur Verfügung steht?

    Wenn der Hund plötzlich alleine ist? Oder wenn der Hund schlicht mit einer Situation alleine klar kommen soll, er aber nie gelernt hat sich auf sich selbst verlassen zu können in schwierigen Situationen, sich selbst und seinen Fähigkeiten nicht vertraut? Nie Erfolgserlebnisse im Umgang schwieriger Situationen gemacht hat? Nie eigenständig Lösungen finden mußte? Es soll doch nicht die Welt zusammen brechen für einen Hund, nur weil er ohne seinen Menschen ist. Solche Hunde fallen bei Abwesenheit ihrer Bezugsperson bzw. wenn sie alleine bleiben sollen oft in eine große Unsicherheit, Angst bis hin zu Panik. Die körperlichen Symptome können sich enorm steigern bis zum Harn- und Kotverlust. Diese Hunde wirken im wahrsten Sinne des Wortes wie außer sich. Um sich zu beruhigen kauen und nagen sie an allem was sie finden. Häufig bellen und heulen sie übermäßig. Sie wollen den Kontakt zur Bezugsperson wieder herstellen. Teilweise ist es auch eine Art „rausbellen“ der inneren Anspannung, der Erregung und des inneren Stresses.

    Wichtig ist nun, dem Hund zu helfen, sozial sicherer zu werden und unabhängiger von seinem Menschen. Ohnedies bleiben wir der Verantwortungsträger im Mensch-Hundegespann. Wir geben dem Hund einen Rahmen vor, der seinem Leben Struktur und damit Sicherheit verleiht. Ein Hund will niemals der Boss sein, diesen Part überlässt er nur zu gerne uns Menschen. Wir sind der wohlwollende Verantwortungsträger. Ein gesundes Maß an Selbständigkeit ist für eine ausgeglichene glückliche Hundeseele sehr wichtig. Der Hund muss Hund sein dürfen und dazu braucht er unterem anderem seine sozialen Hundekontakte. Seine Erfolgserlebnisse, mit gewissen Situationen selbständig klar zu kommen. Eine berechenbare Kommunikation verleiht dem Hund ebenso Sicherheit wie ein ritualisierter Alltag (im Rahmen). Tiere mögen es vorhersehbar. Das gibt Sicherheit und ist daher für unsichere, ängstliche, traumatisierte Tiere besonders wichtig.

    Unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten verhelfen zu weiteren Erfolgserlebnissen selbständig eine Arbeit zu erledigen. Bei Hunden mit erhöhtem Erregungsniveau ist Nasenarbeit eine hilfreiche und lohnende Beschäftigung. Wilde Ballspiele sollten eher gemieden werden oder zumindest wohl dosiert sein. In der Ruhe liegt die Kraft und gerade bei den unruhigen, unsicheren, ängstlichen, traumatisierten Tieren sind wir als Menschen besonders gefordert in unserer Ruhe und inneren Mitte zu bleiben. Unsere innere Ruhe und Gelassenheit überträgt sich auf unsere Tiere. Ebenso überträgt sich Anspannung, Angst, Stress. Man nennt diese Übertragungen auch Stimmungsübertragung.

    Daher sollten im Falle einer Anwendung von Bachblüten, Mensch und Tier diese einnehmen. Bachblüten helfen das Tier auf feinstofflicher Ebene zu harmonisieren.

    Hiervon sind aber jene Hunde zu unterscheiden, die entweder aus Kontrollverlust Rambazamba machen wenn der Halter weggeht oder weil es einfach weil er voller Energie steckt, unausgelastet ist, ihm stinke langweilig ist und es Spaß macht endlich unbeaufsichtigt das Haus auf den Kopf stellen zu können. Die Auslastung des Hundes ist daher von großer Bedeutung, ehe ich ihn über einen längeren Zeitraum alleine lasse. Hunde wissen nichts über richtig oder falsch. Ein Verhalten funktioniert oder funktioniert eben nicht. Ein Verhalten ist gefährlich oder sicher. In Anwesenheit des Halters ist das Ausräumen des Mülleimers meist gefährlich, weil dieser schimpft oder andere Sanktionen setzt. Am Tisch zu tanzen ist auch nur ungefährlich, wenn der Halter nicht anwesend ist. Wir wissen, dass unsere Hunde nie ganz erwachsen werden.

     

    Maßnahmen - nur ein sehr kurzer Abriss dieses komplexen Themas:

    Neben dem Alleinsein-Training in kleinen Schritten (mit wenigen Minuten beginnend und entspannt in der inneren Gemütslage, dass es völlig normal ist jetzt zig Male für ein paar Minütchen um den Häuserblock zu gehen, alles in ein Ritual eingepackt....) ist es wichtig, sich mit dem Hund beschäftigt zu haben und ihm ausreichend Bewegung verschafft zu haben, ehe man ihn über einen längeren Zeitraum alleine läßt. Aber den Hund bitte nicht aufputschen!! Er darf nicht überdreht sein. Bevor man weg geht, muss er sich wieder in einem entspannten Zustand befinden. Ebenso wie Ihr Hund müssen auch Sie selbst innerlich ruhig und entspannt sein. Arbeit mit unseren Tieren ist teilweise auch Arbeit an uns selbst.

    Nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft und malen Sie ein Bild, wie Ihr Hund ruhig und gelassen alleine bleibt. Gedanken können machtvoller sein, als man glaubt.

    Man sagt dem Hund, dass man weg geht. Es ist nur fair ihm mitzuteilen, dass er nun für eine gewisse Zeit alleine bleiben wird. Vorhersagbarkeit ist das Stichwort. Dies kann man in ein Ritual einbetten wie ein Kaustangerl geben und etwas sagen wie „Frauli kommt bald“. Gerade bei jüngeren Hunden ist es hilfreich dem Jungspund einen Kauknochen oder ein Snackspielzeug, einen gefüllten Kong oder ähnliches zu überlassen. Dies dient einerseits der Beschäftigung und andererseits beruhigt kauen. Bei manchen Hunden erfordert dieses Training sehr viel Geduld. Mein eigener Hund war auch ein schwieriger Kandidat und ein wichtiger Lehrer vor 11,5 Jahren . Er brachte alle schwierigen Komponenten mit, denn er war mit etwa 4-5 Wochen ausgesetzt worden und war bereits traumatisiert. Von Urvertrauen keine Spur und ich war seine Ersatzmutter und damals wohl auch sehr menschlich in meinem Mitgefühl.

    Angststörungen unterschiedlicher Ausprägungen finden sich bei Hunden und Katzen häufiger, als Mensch denkt. Die trennungsbedingte Angststörung beim Hund oder die angstgestörte Katze, die ihr Leben unter dem Bett, auf dem Schrank fristet sind nur ein Ausschnitt. Die Gute Nachricht lautet: ES KANN GEHOLFEN WERDEN!

    In der Ruhe, der Liebe, der Geduld und ihm Einfühlungsvermögen liegen auch hier die Kraft.

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